Silvia Schmidt, Bettina Hagedorn und Susanne Danhier in Reinfeld
Rund 50 Gäste diskutierten mit der Behindertenbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion Silvia Schmidt, der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn und der stellv. SPD-Kreisvorsitzenden Susanne Danhier zum Thema „Mittendrin statt außen vor! Gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung“ in der Alten Schule in Reinfeld.
Begleitet wurde die Veranstaltung von den Gebärdendolmetschern Daniela Szczuka und Claudia Riesener
2006 verabschiedeten die Vereinten Nationen die UN-Behindertenkonvention, 2009 verpflichtete sich Deutschland als eines der ersten Länder zur Umsetzung. Doch der von schwarz-gelb vorgelegte Nationale Aktionsplan ist laut Betroffener völlig unzureichend. Betroffenenverbände kritisieren zu Recht die mangende Beteiligung. Daher hat die SPD-Bundestagsfraktion gemeinsam mit Experten ein umfassendes Positionspapier erarbeitet. Bettina Hagedorn sagte in ihrer Einführungsrede: „Wir wollen gemeinsam ein Haus bauen und schauen, wie es in fünf, zehn und 20 Jahren aussehen soll.“ Gemäß dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ erhofft sich die SPD von den Betroffenen, aber auch den Verbänden und Institutionen Rat.
Rund zehn Prozent der Bevölkerung sind von Behinderung betroffen, davon fünf Prozent von Geburt an und 95 % erfahren Behinderung im Laufe ihres Lebens durch Unfall oder Erkrankung, so die Behindertenbeauftragte Silvia Schmidt. Menschen mit Behinderung werden in unserer Gesellschaft oftmals unterschätzt und deshalb oft nicht nach ihrer Meinung gefragt. Das ist falsch und menschenunwürdig, denn die Barrieren stellen wir auf. Die UN-Behindertenrechtskonvention ist somit auch eine Menschenrechtskonvention. Die Politik für Menschen mit Behinderung ist nicht alleine eine sozialpolitische Aufgabe, sondern sie umfasst alle Facetten des Lebens: wie zum Beispiel den Arbeits -, Sozial-, Gesundheits-, Entwicklungs-, Bau-, Verkehrs- und Sportpolitikbereich.
„Mit Zahlen und Fakten sollen für die Behinderten nachhaltige Ergebnisse erzielt werden, dies wird mit einem langen Lernprozess verbunden sein, da wir ein auch viel in den Köpfen bewegen müssen“, so Silvia Schmidt.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde von den Besuchern viele unterschiedliche Problembereiche angesprochen - von der fehlenden Anerkennung gegenüber alten und behinderten Menschen, den Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt als Behinderter eine Wohnung zu mieten, der erst seit zwei Jahren bestehenden Verpflichtung von Architekturstudenten, sich mit barrierefreiem Bauen zu beschäftigen bis hin zu fehlenden Konzepten für psychisch kranke Senioren und der extrem hohen Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sozialen und gesundheitlichen Einrichtungen.
Eine Betroffene machte zum Abschluss mit ihren einprägsamen Worten deutlich, dass noch viel in den Köpfen der Menschen bewegt werden muss: „Ich fühle mich als Behinderte, weil ich nicht so leben kann, wie ich will.“