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„Applaus - und jetzt? Was sich in der Pflegebranche ändern muss!“ – Diskussion mit Fachfrauen aus der Pflege

Aktuelles

18.06.2021

Von links: AMEOS-Vorstand Michael Dieckmann, Claudia Moll und rechts Pflege-Direktorin Christina Grahl (Quelle: Büro Hagedorn)

Am 18. Juni 2021 lud die SPD-Bundestagsabgeordnete aus Ostholstein Bettina Hagedorn zur Diskussionsveranstaltung „Applaus und jetzt? Was sich in der Pflegebranche ändern muss!“ in das AMEOS Klinikum Neustadt in Holstein ein. Als Gäste waren zwei starke Powerfrauen aus der Praxis mit dabei: die SPD-Bundestagskollegin und Mitglied im Gesundheitsausschuss Claudia Moll, die als examinierte Altenpflegerin 30 Jahre Berufserfahrung hat, und die Direktorin der Pflegehäuser/AMEOS Christina Grahl. Aufgrund der immer noch dynamischen Lage bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie galten weiterhin die aktuellen Hygiene- und Abstandsregelungen sowie Maskenpflicht – dennoch freute sich Bettina Hagedorn endlich wieder die über 35 Gäste „live“ begrüßen zu können:

 

Mit der AMEOS- Direktorin Christina Grahl im Festsaal Neustadt (Quelle: Büro Hagedorn)

 

„Dass trotz tropischer Temperaturen über 35 Interessierte zu der SPD-Veranstaltung kamen zeigte: Die Pflegebranche bekommt derzeit endlich die Beachtung, die sie verdient. Die Corona-Pandemie hat allerdings auch ‚wie in einem Brennglas‘ die Probleme schonungslos offengelegt, die mit Personalknappheit, Überlastung und zu schlechter Bezahlung in einem so anstrengenden und verantwortungsvollen Beruf nicht länger von der Gesellschaft akzeptiert werden dürfen: 9.000 Kranken- und Altenpflegekräfte haben während der Corona-Pandemie ihren Beruf aufgegeben – wegen Frust, Überarbeitung oder sogar Burn-Out. Das einzig erfolgreiche Rezept zu ihrer Entlastung heißt: bessere Personalschlüssel und damit zusätzliches Personal, das sich allerdings bei unattraktiven Arbeitsbedingungen nur schwer gewinnen lässt. Als examinierte Pflegekräfte bekannten allerdings meine beiden Referentinnen - sowohl Claudia Moll als auch Christina Grahl - aus vollem Herzen, trotzdem für diesen Beruf ´brennen´. Als ‚Botschafterinnen‘ für die Pflege warben beide für ihren Beruf und dafür, dass sie – egal wie groß die Herausforderungen waren – stets gerne zur Arbeit gegangen seien, weil die Arbeit für die Patienten erfüllend sei und oft Dankbarkeit der schönste Lohn. Auch heute gäbe es viele empathische und begabte junge Menschen, für die eine Ausbildung in der Pflege attraktiver werden müsse.“

 

 Von links: Claudia Moll links und Pflege-Direktorin Christina Grahl (Quelle: Büro Hagedorn)

 

Das fachkundige Publikum der gut besuchten Veranstaltung aus Pflegekräften, Klinikpersonal und pflegenden Angehörigen hatte viele Fragen und Diskussionsbeiträge mitgebracht. In einem Punkt waren sich aber alle einig: Im Gesundheitswesen und Pflegebereich muss man endlich Rahmenbedingungen schaffen, die diesen anspruchsvollen Beruf durch eine moderne Ausbildung, bessere Bezahlung und genügend Personal angemessen würdigen und dem reinen Wirtschaftlichkeitsdenken entziehen. Die Menschen – Patienten, Pflegepersonal wie auch die Ärzteschaft – müssen wieder im Mittelpunkt stehen. 

 

Claudia Moll mit Vortrag im Festsaal (Quelle: Büro Hagedorn)

 

Hagedorn weiter: „Die SPD-Bundestagsfraktion steht an der Seite der Pflegekräfte für bessere Arbeitsbedingungen. Ein wichtiger Schritt war der Systemwechsel zur modularen Ausbildung aller Pflegeberufe, die Auszubildende entlohnt und beruflichen Aufstieg ermöglicht. Außerdem verfolgen wir schon lange das Ziel eines verbindlichen Tarifvertrages für die Pflege-Branche:  Nachdem der 1. ´Anlauf´ von SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil für einen flächendeckenden verbindlichen Tarifvertrag am 25. Februar 2021 noch nach großem Widerstand privater und kirchlicher Pflegeanbieter gescheitert war, ist es umso wichtiger, dass nun am 11. Juni mit dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) der Bundestag immerhin zentrale Forderungen aus dem ursprünglichen Tariftreue-Gesetz beschlossen hat. Damit dürfen konkret ab dem 1. September 2022 Versorgungsverträge nur noch mit Pflegeeinrichtungen abgeschlossen werden, die nach Tarifverträgen oder mindestens in entsprechender Höhe bezahlen. Das wird einer halben Million Pflegekräfte zugutekommen, die bisher zu wenig verdient haben – die meisten davon Frauen! Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – weitere müssen folgen, um dem Pflegeberuf wieder die Attraktivität zu verleihen, die er auch verdient!“

 

Vortrag Christina Grahl im Festsaal Neustadt (Quelle: Büro Hagedorn)