Bernd Ramlow, Inke-Marie Jaschinski, Wieland Behncke, Siegmund Neumann, Bettina Hagedorn, Marion Zabel, Arne Cords und Karin Gnutzmann (v.l.)
Sieben Betriebsräte aus Ostholstein machten sich am 28. November auf den Weg nach Berlin - von Bad Schwartau und Fehmarn, aus Bad Malente und Neustadt. Traditionell begannen sie im Reichstag den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück und Gedankenaustausch mit der SPD-Abgeordneten Bettina Hage-dorn, die zum 17. Mal seit 2002 zur Betriebs- und Personalrätekonferenz der SPD-Bundestagsfraktion eingeladen hatte.
Hagedorn: „Seit 10 Jahren lade ich regelmäßig Betriebs- und Personalräte aus verschiedenen Branchen und Regionen aus meinem Wahlkreis nach Berlin zu diesen Konferenzen ein, wo sie über top-aktuelle Themen mit Experten diskutieren und Kontakte zu Kollegen knüpfen können, die jedes Mal aus der ganzen Bundesrepublik anreisen – heute erneut über 300! Informationen und Debatten sind dabei ebenso wichtig wie die Vernetzung mit Betriebsräten aus ganz Deutschland. Dieses Mal stand wieder ein topaktuelles Thema im Mittelpunkt der Diskussion mit SPD-Chef Frank-Walter Steinmeier und prominenten Gewerkschaftlern sowie Spitzenvertretern von Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung: die psychischen Belastungen durch steigende Arbeitsverdichtung mit der Folge von Stress und Burn-Out – längst in der traurigen Spitzengruppe bei den Statistiken von Krankenständen und Erwerbsunfähigkeit.“
Zu diesem Thema kamen gleich vier Vertreter aus Ostholstein nicht nur „in eigener Sache“ in Sorge um ihre Belegschaften: Mit Arne Cords und Wieland Behncke vom Betriebsrat der Asklepios-Klinik Bad-Schwartau, mit Inke-Marie Jaschinski als Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in Ostholstein und mit Bernd Ramlow vom Schön Klinikum in Neustadt kam medizinischer Sachverstand nach Berlin – alle können die wachsenden Belastungen der Kollegen am Gesundheits- und Pflegestandort im hohen Norden besonders authentisch beurteilen und gleichzeitig im Reha-Bereich einschätzen, wie sich die Situation der Patienten insgesamt verschärft. Aber auch für Siegmund Neumann vom Betriebsrat Scandlines/Fehmarn und für Karin Gnutzmann und Marion Zabel von Kuhnke aus Bad Malente - alle drei zum wiederholten Mal zu Gast bei Bettina Hagedorn in der Bundeshauptstadt – ist das Thema „Arbeitsverdichtung“ im Betrieb längst ein Top-Thema im Arbeitsalltag geworden.
Nach der Einführung von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier gab es spannende Vorträge von Heinz Kaltenbach als Geschäftsführer der BKK zum Thema „Gesundheitliche Anforderungen an gute Arbeitsplätze“ und von Dr. Herbert Rische als Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund. Die Zahlen belegen: Fehltage wegen psychischer Erkrankungen nehmen ständig zu – 2011 lagen sie erstmals statistisch an dritter Stelle hinter Rückenleiden und Atemwegserkrankungen: Allein die Diagnose „Burn-Out“ führt zu 2,7 Mio. Fehlta-gen in Deutschland, Tendenz steigend. Humane und altersgerechte Arbeitsplätze – ein Kernanliegen nicht nur von Gewerkschaften und Betriebsräten, sondern längst auch im Blick vieler Arbeitgeber. Eine vorbildliche „Anti-Stress-Politik“, vereinbart von Betriebsrat und Arbeitgebern z.B. bei Volkswagen, wurde als na-chahmenswertes Beispiel vorgestellt.
Hagedorn: „Wir Abgeordnete müssen dafür den gesetzlichen Rahmen schaffen – aber es sind die Betriebsrätinnen und Betriebsräte, denen im Dialog mit den Arbeitgebern die zentrale Rolle zufällt, damit in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen für ein humaneres Arbeitsfeld gesorgt wird. Und auf diesen Konferenzen werden hilfreiche Kontakte geknüpft, um ein gemeinsames ‚Sprachrohr‘ für mehr Mitbestimmung in den Betrieben bei diesem Kernthema zu bilden.“
Den Vortrag von Detlef Wetzel - zweiter Vorsitzender der IG Metall - unter dem Titel „Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung – Was ist notwendig, damit Arbeit-nehmer länger fit am Arbeitsplatz bleiben?“ nutzten die Betriebsräte in vielen Wortbeiträgen zu einem intensiven Frage-Antwort-Teil.
Für die sieben Betriebsräte aus Ostholstein war die Betriebs- und Personalrätekonferenz wieder ein positiver Austausch untereinander, und ihr gemeinsames Interesse liegt vor allem auf fairen Löhnen und einer guten Rente. „Gewerkschafter und Politiker müssen sich dafür stark machen, dass im Alter und von der Rente unterm Strich genug überbleibt, um nicht in die Altersarmut abzufallen, weil ein großer Teil der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor arbeitet und nichts für die Altersvorsorge beiseite legen kann“, erklärt Siegmund Neumann, und Wieland Behncke und Arne Cords ergänzen: „Arbeit gekoppelt an Menschenwürde und eine gesunde Rente, sowie stärkere Impulse für ein gerechtes Entgeltsystem, gerade bei privaten Arbeitgebern, das ist das Ziel!“ Auch Marion Zabel, ihrer Kollegin Karin Gnutzmann, Bernd Ramlow und Inke-Marie Jaschinski ist es wichtig, dass Politik, Gewerkschaften, Betriebsräte und Unternehmen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Arbeitnehmer gesund, fair und wertgeschätzt arbeiten und selbstbestimmt in den Ruhestand gehen können.
Betriebsräte, die Interesse haben, an der kommenden Betriebsrätekonferenz in Berlin teilzunehmen, können sich schon jetzt hierfür im Eutiner Wahlkreisbüro unter der Nummer 04521 – 7 16 11 oder per Email betti-na.hagedorn@wk.bundestag.de vormerken lassen.